Fallen lassen
07/11/24 16:59
Gedanken von Manuel
Claudia hat mich mit ihrem Text für den Newsletter (November 2024) dazu inspiriert, mich aus meiner Perspektive ebenfalls dem herbstlichen Thema zu nähern. Danke.
Nach dem festhalten
fallen lassen
und dann?
In meiner Wahrnehmung wird in der aktuellen Zeit im «kleinen» persönlichen wie auch im «grossen» globalen sehr viel festgehalten. Auch ich selbst weiss gut, wie Festhalten geht, und lerne immer wieder neu, dass es auch anders gehen darf.
Ein «Fest ohne Halten» wäre das fallen lassen. Das «Sein» lassen.
«Das ist einfach gesagt - mach das mal.»
Sagt eine innere Stimme.
«All das, was wir über Jahre aufgebaut haben. All das, was mich heute zu dem macht der ich bin. All das, was unsere Gesellschaft zu dem macht was sie ist..? Das kann man nicht einfach fallen lassen! Auf keinen Fall! Der freie Fall wäre dann ja so etwas wie die Kontrolle abgeben… und dann?»
Die leere Leere muss neu gefüllt werden.
Ja. Das müsste sie wohl.
Nur, ob die Leere wirklich leer ist, das stelle ich hier in Frage.
Die Erfahrung zeigt, dass das Neue dann entsteht, wenn das Alte gehen darf. Ganz einfach.
Da braucht es keine Ratgeber-Bücher. Das wissen wir. Nur eben, das Wissen alleine reicht oft nicht. Weshalb halten wir am Alten so fest?
Wir funktionieren unterschiedlich, wir gehen verschieden an Themen heran und bewältigen sie mit den ureigenen und individuellen Strategien.
Auch wenn man uns immer wieder sagt: «so und so funktioniert es».
Nein, das muss nicht stimmen. Was für dich gut ist, muss für mich nicht automatisch auch stimmig sein. Was gestern war, kann heute auch anders sein. «Das Gegenteil von GUT, ist gut gemeint». So kann das «gut gemeinte» beim Empfänger viel anrichten.
In den prägenden ersten Jahren eines Lebens wachsen diese «Rat-Schläge» zu Strategien und Glaubenssätzen heran. So leben wir das Leben, welches uns vorgelebt wurde. Da ist im Grunde nichts falsches dran - kann man sagen. Denn in der Regel meinen es die, die voran gehen ja gut mit denen die nach ihnen kommen.
Nur eben … nochmals … ob das gut gemeinte auch wirklich gut ist?
Das antrainierte, halten wir als unsere Wahrheit fest und wollen es um nichts in der Welt wieder aus der Hand geben. Müssen wir auch nicht. Aber wir dürfen. Weil wir es können. Weil wir privilegiert sind. Weil wir nicht Hunger leiden und uns keine Bomben auf den Kopf fallen. Zumindest noch nicht.
Damit das so bleibt, sollten wir unsere Hausaufgaben machen. Das Ungleichgewicht wieder in die Ordnung bringen. Die Faust im Sack war gestern.
Nur so kann sich nachhaltig etwas ändern!
…für DICH, für dein Umfeld und für die, die nach dir kommen.
Wenn wir das was unser Körper uns zu vermitteln versucht, endlich ernst nehmen… Wenn wir uns die Zeit nehmen, hin-hören, hin-spüren und dann auch dementsprechend ins Handeln kommen. Dann kann sich etwas bewegen. Dann kann fallen, was fallen soll. Schicht für Schicht. Es ist ein Weg, ein Prozess.
Eine neue Erkenntnis, die ich dank HumanDesign für mich gemacht habe: Ich darf meinem Körper, meinem Spüren ganz vertrauen. Allein die Einsicht, dass ich die letzten Jahre mit einem mir nicht zuträgliches Tempo durchs Leben eilte, brachte für mich etwas Entspannung.
Mich regelmässig an den Rand der Erschöpfung zu begeben war für mich lange Zeit normal. Das ständige Vergleichen mit der Gesellschaft ermüdet ungemein, die Stimmen aus früheren Zeiten die dann sagen: «Die andern schaffen das auch, so ist nun mal das Leben, also reiss dich zusammen». Diese Stimmen, die lauter sind als die Wahrheit die aus dem Herzen spricht, dürfen wir fallen lassen. Das hilft.
Claudia und ich haben uns vor 15 Jahren zusammen auf den Weg gemacht. Wir haben viele Berge erklommen und manche Talsohlen durchquert. Wir haben uns gegenseitig begleitet, gestützt, gemeinsam gelacht und gekämpft. Wir sind zusammen gewachsen und haben uns gegenseitig unterstützt. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Vor gut einem Jahr hat das Leben uns vor eine Entscheidung gestellt (Siehe Blog vom Mai 2024). Wir haben uns für einen Weg entschieden. Einen Weg den wir nicht kannten. Manche nannten ihn mutig, andere schüttelten innerlich den Kopf, wieder andere fühlten sich inspiriert.
Ich lerne dabei gerade in einer ungeahnten Tiefe, was es für eine Kunst ist Beziehung(en) zu leben. Wie lebendig das Leben ist. Und wie wichtig dabei die Beziehung zu mir selbst ist.
Mein Mantra:
Einatmen - SEIN
Ausatmen - (fallen)LASSEN
Das darfst du gerne auch ausprobieren.
Ich wünsche uns, kraftvolles inspirierendes fallen lassen.
Manuel
Claudia hat mich mit ihrem Text für den Newsletter (November 2024) dazu inspiriert, mich aus meiner Perspektive ebenfalls dem herbstlichen Thema zu nähern. Danke.
Nach dem festhalten
fallen lassen
und dann?
In meiner Wahrnehmung wird in der aktuellen Zeit im «kleinen» persönlichen wie auch im «grossen» globalen sehr viel festgehalten. Auch ich selbst weiss gut, wie Festhalten geht, und lerne immer wieder neu, dass es auch anders gehen darf.
Ein «Fest ohne Halten» wäre das fallen lassen. Das «Sein» lassen.
«Das ist einfach gesagt - mach das mal.»
Sagt eine innere Stimme.
«All das, was wir über Jahre aufgebaut haben. All das, was mich heute zu dem macht der ich bin. All das, was unsere Gesellschaft zu dem macht was sie ist..? Das kann man nicht einfach fallen lassen! Auf keinen Fall! Der freie Fall wäre dann ja so etwas wie die Kontrolle abgeben… und dann?»
Die leere Leere muss neu gefüllt werden.
Ja. Das müsste sie wohl.
Nur, ob die Leere wirklich leer ist, das stelle ich hier in Frage.
Die Erfahrung zeigt, dass das Neue dann entsteht, wenn das Alte gehen darf. Ganz einfach.
Da braucht es keine Ratgeber-Bücher. Das wissen wir. Nur eben, das Wissen alleine reicht oft nicht. Weshalb halten wir am Alten so fest?
Wir funktionieren unterschiedlich, wir gehen verschieden an Themen heran und bewältigen sie mit den ureigenen und individuellen Strategien.
Auch wenn man uns immer wieder sagt: «so und so funktioniert es».
Nein, das muss nicht stimmen. Was für dich gut ist, muss für mich nicht automatisch auch stimmig sein. Was gestern war, kann heute auch anders sein. «Das Gegenteil von GUT, ist gut gemeint». So kann das «gut gemeinte» beim Empfänger viel anrichten.
In den prägenden ersten Jahren eines Lebens wachsen diese «Rat-Schläge» zu Strategien und Glaubenssätzen heran. So leben wir das Leben, welches uns vorgelebt wurde. Da ist im Grunde nichts falsches dran - kann man sagen. Denn in der Regel meinen es die, die voran gehen ja gut mit denen die nach ihnen kommen.
Nur eben … nochmals … ob das gut gemeinte auch wirklich gut ist?
Das antrainierte, halten wir als unsere Wahrheit fest und wollen es um nichts in der Welt wieder aus der Hand geben. Müssen wir auch nicht. Aber wir dürfen. Weil wir es können. Weil wir privilegiert sind. Weil wir nicht Hunger leiden und uns keine Bomben auf den Kopf fallen. Zumindest noch nicht.
Damit das so bleibt, sollten wir unsere Hausaufgaben machen. Das Ungleichgewicht wieder in die Ordnung bringen. Die Faust im Sack war gestern.
Nur so kann sich nachhaltig etwas ändern!
…für DICH, für dein Umfeld und für die, die nach dir kommen.
Wenn wir das was unser Körper uns zu vermitteln versucht, endlich ernst nehmen… Wenn wir uns die Zeit nehmen, hin-hören, hin-spüren und dann auch dementsprechend ins Handeln kommen. Dann kann sich etwas bewegen. Dann kann fallen, was fallen soll. Schicht für Schicht. Es ist ein Weg, ein Prozess.
Eine neue Erkenntnis, die ich dank HumanDesign für mich gemacht habe: Ich darf meinem Körper, meinem Spüren ganz vertrauen. Allein die Einsicht, dass ich die letzten Jahre mit einem mir nicht zuträgliches Tempo durchs Leben eilte, brachte für mich etwas Entspannung.
Mich regelmässig an den Rand der Erschöpfung zu begeben war für mich lange Zeit normal. Das ständige Vergleichen mit der Gesellschaft ermüdet ungemein, die Stimmen aus früheren Zeiten die dann sagen: «Die andern schaffen das auch, so ist nun mal das Leben, also reiss dich zusammen». Diese Stimmen, die lauter sind als die Wahrheit die aus dem Herzen spricht, dürfen wir fallen lassen. Das hilft.
Claudia und ich haben uns vor 15 Jahren zusammen auf den Weg gemacht. Wir haben viele Berge erklommen und manche Talsohlen durchquert. Wir haben uns gegenseitig begleitet, gestützt, gemeinsam gelacht und gekämpft. Wir sind zusammen gewachsen und haben uns gegenseitig unterstützt. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Vor gut einem Jahr hat das Leben uns vor eine Entscheidung gestellt (Siehe Blog vom Mai 2024). Wir haben uns für einen Weg entschieden. Einen Weg den wir nicht kannten. Manche nannten ihn mutig, andere schüttelten innerlich den Kopf, wieder andere fühlten sich inspiriert.
Ich lerne dabei gerade in einer ungeahnten Tiefe, was es für eine Kunst ist Beziehung(en) zu leben. Wie lebendig das Leben ist. Und wie wichtig dabei die Beziehung zu mir selbst ist.
Mein Mantra:
Einatmen - SEIN
Ausatmen - (fallen)LASSEN
Das darfst du gerne auch ausprobieren.
Ich wünsche uns, kraftvolles inspirierendes fallen lassen.
Manuel
Achtsamkeitsübung
06/11/24 16:07
Und da alles nichts ist ohne die persönliche Erfahrung hier etwas Inspiration. (Zum Thema vom Newsletter vom Herbst 2024)
Lernen vom Leben selbst
Am besten du gönnst dir einen Waldspaziergang und suchst dir da einen Platz zum Verweilen. Ansonsten auch einen Platz im Garten oder im Park. Hauptsache da hat es mindestens einen Baum oder Strauch der noch ein paar Blätter hat.
Lernen vom Leben selbst
Am besten du gönnst dir einen Waldspaziergang und suchst dir da einen Platz zum Verweilen. Ansonsten auch einen Platz im Garten oder im Park. Hauptsache da hat es mindestens einen Baum oder Strauch der noch ein paar Blätter hat.
- Setz dich hin, schliesse deine Augen und verbinde dich bewusst mit dem Ein- und Ausströmen deiner Atmung. Nimm wahr wie du sitzt und lass dir etwas Zeit deine Sinne zu öffnen: spüre die Temperatur, die Luft, rieche den Duft deiner Umgebung, empfange das Licht auch hinter den verschlossenen Augenliedern, höre das «Lied» von diesem Moment.
- Öffne dann deine Augen und entspanne sie, lasse sie empfangend werden. Sei offen für die Bewegungen in den Ästen und Blättern und folge ihrem Flug, ihrem Tanz, falls sie fallen.
- Spüre die Resonanz in deinem Körper und in deinen Gedanken. Wie erlebst du grad dieses loslassen, fallen, tanzen, fliegen, wirbeln, landen? Was für eine Geschichte wird dir hier erzählt und was hat sie mit dir zu tun?
- Wenn du möchtest, schreib dir ein paar Gedanken auf, nimm ein Blatt zur Erinnerung mit und oder tausche dich mit jemanden über die Erfahrung aus.
Die Katze, John Lennon und die grosse Ernte
23/05/24 10:44
Die Katze darf aus dem Sack. Gottseidank. Oder wem auch immer. Auf alle Fälle: gut kann sie raus!
Also: Manuel und ich haben uns getrennt. Ups! Während ich das tippe, fahren alle meine Alarmsysteme hoch und wollen mich natürlich davon abhalten, das mit aller Welt zu teilen. Sie schreien: «Bist du wahnsinnig, vollkommen übergeschnappt oder einfach nur dumm?!?!?!» Es nützt nichts. Ich lass es zetern und höre bewusst nicht zu. Die Katze braucht frische Luft.
Das Unvorstellbare ist plötzlich Realität. Unsere Beziehung war immer mein Leuchtturm. Das Unumstössliche. Wir gehören zusammen und daran gibt’s nichts zu rütteln. Und jetzt soll das vorbei sein? (M)eine Welt wankte gefährlich.
Das Wort Trennung konnte und wollte ich bis vor kurzem gar nicht denken, fühlen, geschweige denn aussprechen. Zu negativ behaftet. Bei genauerer Betrachtung wirkten in mir (einmal mehr) gesellschaftlichen Prägungen. Trennung bedeutet: Versagt haben, Beziehungsabbruch, enttäuschen von Familie, Freunden, mir Selbst und uns Beiden, viel Schmerz, Trauer, einfach schlimmschlimmschlimm, kurz: DAS ENDE!
Doch dann kam John Lennon. Während ich wie so oft auf meinem Velo unterwegs war, hörte ich plötzlich in meinem Kopf: «Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin». Beim weiter pedalieren kam der Gedanke: «Stell dir vor wir trennen uns und es ist gar kein Drama». Plötzlich war da ein anderes Bild, andere Möglichkeiten und mit dem frischen Fahrtwind kamen die Fragen: Was wird denn eigentlich getrennt? Was wollen WIR trennen? Und schon purzelten Antworten rein: Wir trennen uns von einer Form, die nicht mehr wachstumsfördernd ist. Einem Lebensentwurf der sich nicht bewahrheitet hat. Von Beziehungsmustern die kräfteraubend und zermürbend sind. Wir trennen uns vom Kampf gegen das Unvermeidliche.
Was für eine Erleichterung! Grosses Ausatmen. Denn in der Tat: wir sind Glückpilze. Seit dem letzten Sommer dürfen wir Beide das Wunder einer jungen Liebe geniessen. Einfach mit jeweils anderen Partnern. Unser Wunsch dieses Beziehungspatchwork gemeinsam zu erforschen, pflegen und gedeihen lassen hat uns die letzten 10 Monaten intensivst beschäftigt, beglückt und ehrlicherweise auch halb wahnsinnig gemacht. Nebst dem, dass es mir ziemlich viel Schlaf und Nerven geraubt hat, waren -zack-, auch sämtliche (und auch bereits todgeglaubte(!)) Kompensationsstrategien wieder voll einsatzfähig und topmotiviert am Start. Gleichzeitig wurde ich und werde ich beschenkt mit tief bewegenden und berührenden Liebeserfahrungen mit mir und allen Beteiligten.
Die Liebe. Ja, sie zeigt sich mir nicht einfach nur zart-süss-schmelzend, wohlwollend-einlullend und harmonisch-träumend…die Liebe ist auch ein Dschungel. Es ist Dschungelzeit bei mir. Alles gleichzeitig. Wachsen, Vergehen, Säen, Ernten. Üppigste Lebendigkeit. Laut, wild, unübersichtlich, bunte Fülle und ein unglaubliches Potential an Möglichkeiten. Im selben Moment: eine unfassbare Überforderung. Besonders wenn ich versuche, den Dschungel in einen wohlgeordneten Garten nach meinem Plan zu verwandeln. Jaja, der Plan. Einmal mehr lehrt mich das Leben den Plan zu lassen und dafür mehr «Lassen» zu planen.
Das Wunder offenbart sich. Während sich vieles (er)löst und auseinander fädelt staune ich über die reichhaltige Ernte und wie wir unsere gut gefüllten Werkzeugköfferchen nun für uns selbst nutzen. Wir sind innerlich weit gereist in unseren 15 gemeinsamen Jahren. Dabei haben wir eine Kommunikations-Kultur und Selbstregulationskompetenzen entwickelt, die sogar mich selbst immer wieder beeindrucken. Regelmässige IG’s (Intimitätsgespräche: https://www.lucianna-braendle.ch/blog/intime-gesprache-1/) haben uns auch in dieser turbulenten Zeit Boden und Verbindung ermöglicht. Wir nutzen die Aufstellungsarbeit genauso wie die Bewegung– Tanz– und Bewusstseinsarbeit. Ohne Achtsamkeitspraxis, regelmässige Naturzeiten, meine unbezahlbaren Freundschaften sowie die Familie wäre ich wahrscheinlich verloren! Dieser Dschungel verpasst mir grad einen ziemlichen Wachstumsschub und da gilt es geerdet und zugleich flexibel die Wellen zu surfen!
Wertvoll ist auch die Erfahrung, dass ich zurzeit ein gefühltes Vermögen in mich investiere, und mich von verschiedenen Menschen begleiten und inspirieren lasse. So übe ich das Loslassen auch ganz körperlich im Watsu (Wassershiatsu) bei Esther Maag (https://mit-freude-bewegt.ch). Dass meine Energie immer wieder gut ins Fliessen kommt, unterstützt die Cranio Sakral Therapie von Manja Jansch (https://www.haniku.ch). Für mein Seelen-Wohl und die spirituelle Anbindung begleitet mich Orna Ralston (http://www.ornaralston.ch). Zudem übe ich mich darin die Geschenke und Einladungen des Lebens und der Menschen ohne schlechtes Gewissen anzunehmen. Es ist mein bedingungsloses «JA» zum Leben und dem grossen Mysterium der Liebe, dass es gelingt diesem Prozess so viel Wert zu geben – auch monetär.
Das Wissen, dass Manuel ebenfalls seine Prozessbegleiter*innen hat und Verantwortung für seinen Teil übernimmt ist entlastend und ermöglicht, dass jetzt geschehen darf, was wir uns immer gewünscht haben: Uns in Freiheit zu lieben.
Was bleibt? Wie so oft bleibt Dankbarkeit. Und so viel Liebe! Auch Erleichterung ist da. Dieses warme ruhige Gefühl im Bauch und Herz. Es zeigt sich, wenn ich mir selbst treu bleibe, meine Wahrheit lebe und in Beziehung bringe. Daraus wachsen Freude, ein leises Lachen und ganz viel glückseliges Staunen. So sind Manuel und ich an unserem 13. Hochzeitstag zusammen auf dem Sofa gesessen und haben uns getrennt, wobei das ja gar nicht geht, wie Manuel weiserweise insistiert hat. Wir haben festgestellt wie verbindend das Trennen sein kann. Wieviel Vertrauen ist und bleibt und wie gut es ist die Dinge beim Namen zu nennen. Der Katze geht’s nicht gut im Sack. Wie immer wissen wir vor allem, dass wir nichts wissen. Was uns auch klar wurde: Unsere Reise geht weiter. Individuell und gemeinsam. Und: Gescheitert und versagt hat hier gar niemand. Im Gegenteil! Wenn es in Liebesdingen eine Masterarbeit gibt, dann ist es wahrscheinlich die liebevolle Trennung. Ich gebe uns die Bestnote und freue mich schon auf die «Diplomfeier».
Unsere neu gewonnene Fachkompetenz in BeziehungsKunst wird auf jeden Fall die Angebote von «BewegteWege» bereichern. Gut möglich, dass da auch noch Neues entstehen will. Alles zu seiner Zeit.
Und Du? Wo kämpfst du gegen das Unvermeidliche? Wie probierst du den Dschungel zu zähmen? Wo verausgabst du dich, um deine Beziehungen zu retten, deine Liebsten beziehungsfähiger zu machen und die nackte Wahrheit Richtung Harmonie zu biegen?
Vielleicht spürst du schon lange was es «eigentlich» zu tun gibt?
Du kannst aussteigen aus den alten Geschichten – das Leben findet statt und will gelebt sein! Der Mut fehlt? Die Klarheit? Die Orientierung? Die Hoffnung?
Wenn du dir Begleitung wünschst: Hol sie dir! Es gibt so viele tolle Wegbegleiter*innen und auch wir unterstützen dich gerne mit all unserem Wissen und Sein.
Bild «Netzfund»
Also: Manuel und ich haben uns getrennt. Ups! Während ich das tippe, fahren alle meine Alarmsysteme hoch und wollen mich natürlich davon abhalten, das mit aller Welt zu teilen. Sie schreien: «Bist du wahnsinnig, vollkommen übergeschnappt oder einfach nur dumm?!?!?!» Es nützt nichts. Ich lass es zetern und höre bewusst nicht zu. Die Katze braucht frische Luft.
Das Unvorstellbare ist plötzlich Realität. Unsere Beziehung war immer mein Leuchtturm. Das Unumstössliche. Wir gehören zusammen und daran gibt’s nichts zu rütteln. Und jetzt soll das vorbei sein? (M)eine Welt wankte gefährlich.
Das Wort Trennung konnte und wollte ich bis vor kurzem gar nicht denken, fühlen, geschweige denn aussprechen. Zu negativ behaftet. Bei genauerer Betrachtung wirkten in mir (einmal mehr) gesellschaftlichen Prägungen. Trennung bedeutet: Versagt haben, Beziehungsabbruch, enttäuschen von Familie, Freunden, mir Selbst und uns Beiden, viel Schmerz, Trauer, einfach schlimmschlimmschlimm, kurz: DAS ENDE!
Doch dann kam John Lennon. Während ich wie so oft auf meinem Velo unterwegs war, hörte ich plötzlich in meinem Kopf: «Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin». Beim weiter pedalieren kam der Gedanke: «Stell dir vor wir trennen uns und es ist gar kein Drama». Plötzlich war da ein anderes Bild, andere Möglichkeiten und mit dem frischen Fahrtwind kamen die Fragen: Was wird denn eigentlich getrennt? Was wollen WIR trennen? Und schon purzelten Antworten rein: Wir trennen uns von einer Form, die nicht mehr wachstumsfördernd ist. Einem Lebensentwurf der sich nicht bewahrheitet hat. Von Beziehungsmustern die kräfteraubend und zermürbend sind. Wir trennen uns vom Kampf gegen das Unvermeidliche.
Was für eine Erleichterung! Grosses Ausatmen. Denn in der Tat: wir sind Glückpilze. Seit dem letzten Sommer dürfen wir Beide das Wunder einer jungen Liebe geniessen. Einfach mit jeweils anderen Partnern. Unser Wunsch dieses Beziehungspatchwork gemeinsam zu erforschen, pflegen und gedeihen lassen hat uns die letzten 10 Monaten intensivst beschäftigt, beglückt und ehrlicherweise auch halb wahnsinnig gemacht. Nebst dem, dass es mir ziemlich viel Schlaf und Nerven geraubt hat, waren -zack-, auch sämtliche (und auch bereits todgeglaubte(!)) Kompensationsstrategien wieder voll einsatzfähig und topmotiviert am Start. Gleichzeitig wurde ich und werde ich beschenkt mit tief bewegenden und berührenden Liebeserfahrungen mit mir und allen Beteiligten.
Die Liebe. Ja, sie zeigt sich mir nicht einfach nur zart-süss-schmelzend, wohlwollend-einlullend und harmonisch-träumend…die Liebe ist auch ein Dschungel. Es ist Dschungelzeit bei mir. Alles gleichzeitig. Wachsen, Vergehen, Säen, Ernten. Üppigste Lebendigkeit. Laut, wild, unübersichtlich, bunte Fülle und ein unglaubliches Potential an Möglichkeiten. Im selben Moment: eine unfassbare Überforderung. Besonders wenn ich versuche, den Dschungel in einen wohlgeordneten Garten nach meinem Plan zu verwandeln. Jaja, der Plan. Einmal mehr lehrt mich das Leben den Plan zu lassen und dafür mehr «Lassen» zu planen.
Das Wunder offenbart sich. Während sich vieles (er)löst und auseinander fädelt staune ich über die reichhaltige Ernte und wie wir unsere gut gefüllten Werkzeugköfferchen nun für uns selbst nutzen. Wir sind innerlich weit gereist in unseren 15 gemeinsamen Jahren. Dabei haben wir eine Kommunikations-Kultur und Selbstregulationskompetenzen entwickelt, die sogar mich selbst immer wieder beeindrucken. Regelmässige IG’s (Intimitätsgespräche: https://www.lucianna-braendle.ch/blog/intime-gesprache-1/) haben uns auch in dieser turbulenten Zeit Boden und Verbindung ermöglicht. Wir nutzen die Aufstellungsarbeit genauso wie die Bewegung– Tanz– und Bewusstseinsarbeit. Ohne Achtsamkeitspraxis, regelmässige Naturzeiten, meine unbezahlbaren Freundschaften sowie die Familie wäre ich wahrscheinlich verloren! Dieser Dschungel verpasst mir grad einen ziemlichen Wachstumsschub und da gilt es geerdet und zugleich flexibel die Wellen zu surfen!
Wertvoll ist auch die Erfahrung, dass ich zurzeit ein gefühltes Vermögen in mich investiere, und mich von verschiedenen Menschen begleiten und inspirieren lasse. So übe ich das Loslassen auch ganz körperlich im Watsu (Wassershiatsu) bei Esther Maag (https://mit-freude-bewegt.ch). Dass meine Energie immer wieder gut ins Fliessen kommt, unterstützt die Cranio Sakral Therapie von Manja Jansch (https://www.haniku.ch). Für mein Seelen-Wohl und die spirituelle Anbindung begleitet mich Orna Ralston (http://www.ornaralston.ch). Zudem übe ich mich darin die Geschenke und Einladungen des Lebens und der Menschen ohne schlechtes Gewissen anzunehmen. Es ist mein bedingungsloses «JA» zum Leben und dem grossen Mysterium der Liebe, dass es gelingt diesem Prozess so viel Wert zu geben – auch monetär.
Das Wissen, dass Manuel ebenfalls seine Prozessbegleiter*innen hat und Verantwortung für seinen Teil übernimmt ist entlastend und ermöglicht, dass jetzt geschehen darf, was wir uns immer gewünscht haben: Uns in Freiheit zu lieben.
Was bleibt? Wie so oft bleibt Dankbarkeit. Und so viel Liebe! Auch Erleichterung ist da. Dieses warme ruhige Gefühl im Bauch und Herz. Es zeigt sich, wenn ich mir selbst treu bleibe, meine Wahrheit lebe und in Beziehung bringe. Daraus wachsen Freude, ein leises Lachen und ganz viel glückseliges Staunen. So sind Manuel und ich an unserem 13. Hochzeitstag zusammen auf dem Sofa gesessen und haben uns getrennt, wobei das ja gar nicht geht, wie Manuel weiserweise insistiert hat. Wir haben festgestellt wie verbindend das Trennen sein kann. Wieviel Vertrauen ist und bleibt und wie gut es ist die Dinge beim Namen zu nennen. Der Katze geht’s nicht gut im Sack. Wie immer wissen wir vor allem, dass wir nichts wissen. Was uns auch klar wurde: Unsere Reise geht weiter. Individuell und gemeinsam. Und: Gescheitert und versagt hat hier gar niemand. Im Gegenteil! Wenn es in Liebesdingen eine Masterarbeit gibt, dann ist es wahrscheinlich die liebevolle Trennung. Ich gebe uns die Bestnote und freue mich schon auf die «Diplomfeier».
Unsere neu gewonnene Fachkompetenz in BeziehungsKunst wird auf jeden Fall die Angebote von «BewegteWege» bereichern. Gut möglich, dass da auch noch Neues entstehen will. Alles zu seiner Zeit.
Und Du? Wo kämpfst du gegen das Unvermeidliche? Wie probierst du den Dschungel zu zähmen? Wo verausgabst du dich, um deine Beziehungen zu retten, deine Liebsten beziehungsfähiger zu machen und die nackte Wahrheit Richtung Harmonie zu biegen?
Vielleicht spürst du schon lange was es «eigentlich» zu tun gibt?
Du kannst aussteigen aus den alten Geschichten – das Leben findet statt und will gelebt sein! Der Mut fehlt? Die Klarheit? Die Orientierung? Die Hoffnung?
Wenn du dir Begleitung wünschst: Hol sie dir! Es gibt so viele tolle Wegbegleiter*innen und auch wir unterstützen dich gerne mit all unserem Wissen und Sein.
Bild «Netzfund»
Misophonie
10/05/24 11:06
Ein Erfahrungsbericht für alle Interessierten.
Für Misophoniker*innen und indirekt Betroffene.
Ein Begriff der «neueren Zeit».
Ein Begriff, den ich per «Zufall» vor ca. 15 Jahren in einem Radiobericht hörte.
Ein Wort welches dem, was sich zu jener Zeit schon lange in meiner Innenwelt zutrug, einen Namen gab.
Dieses Wort lies mich wissen, dass ich doch nicht der einzige komische Mensch auf dem Planeten bin, der sich mit diesem «Problem» rumschlägt.
Eine Therapeutin nannte es eine «Behinderung». Soll und darf man das so benennen?
Es ist ja «aushaltbar» - nicht so schlimm…
Es schränkt mich ja nicht wirklich ein? Oder? Ich kann mich ja «zusammenreissen». Oder?
Mit solchen und ähnlichen Gedanken, begeben wir uns in einen «nebligen Dunst» und nehmen uns selbst nicht mehr ernst…
«zusammenreissen»
Das erzeugt über die Jahre einen Druck. Meist gepaart mit inneren Widerständen und Glaubenssätzen. Das kann ganz subtil und unbewusst geschehen.
Irgendwo muss dieser Überdruck wieder raus. Das ist ein Naturgesetz.
Misophonie bedeutet knapp übersetzt: «Hass auf Geräusche»
Es ist noch wenig erforscht. Aber immer mehr Menschen berichten davon.
Misophonie kann verschiedene Formen annehmen. Der Versuch es zu Beschreiben löst bei nicht Betroffenen oft ein Schulterzucken aus:
«Unangenehme Geräusche stören mich manchmal auch, aber…»
Verständlich. Ich kann ja auch nicht wissen, wie es im Innern meines Gegenübers ausschaut.
Die Misophonie kann gnadenlos sein. Sie lauert den Betroffenen, wie früher der Säbelzahntiger hinter einem Felsen auf und fällt diesen gnadenlos an.
Was kann man in so einem Fall tun?
Kämpfen, flüchten oder tot stellen. Die bekannten Reaktionen…
Oder eben…ZUSAMMENREISSEN und AUSHALTEN…?!
Misophonie - Wird auch als «Wut im Ohr» bezeichnet.
«Es zeigt sich typischerweise bei Alltagsgeräuschen wie Kauen, Schlucken, Atmen, Schniefen, Tippen auf Tastaturen oder das Klicken von Kugelschreibern, die sehr starke Gefühle von Wut, Frustration, Ärger oder Angst auslösen können».
Quelle: Das Internet.
Es geht für Betroffene um den inneren Kampf mit der Misophonie. Den Kampf gegen Symtome die der Körper macht. Das ist bei vielen verschiedenen Symptomen von verschiedenen Krankheiten so.
Man kann auch sagen, es geht um den eigenen inneren Kleinkrieg, der auch nach aussen grosse Auswirkungen haben kann.
Was ist das «Thema» hinter dem «Problem» welches sich als Symptom zeigt?
Die Symptome, wie ich sie auch kenne sind:
Ein zusammenziehen des inneren Raumes. Es macht extrem Eng. Es ist ein Hyperfocus der nichts anderes mehr zulässt. Wie beim Dampfkochtopf wird der Druck immer grösser. Eine starke Kraft, eine hässlich verklebte, undefinierte Wut die aufsteigt. Sogar Mordfantasien können befeuert werden. Diese im Zaun zu halten ist für betroffene enorm anstrengend. Die Kehle zieht sich zu. Schmerz auf der Brust. Atemnot.
Was wenn es zu viel wird?
Dann kommt die Angst hinzu, dass die Kontrolle verloren gehen könnte. Man hat dann quasi Angst vor der Angst. Ein Klassiker!
Und dann… kommt als Ausdruck einer kleinen Entladung zum Beispiel ein böser Blick. Schwer beladen mit Verachtung und Hass… So einen Blick den man niemals losschicken möchte. Und schon gar nicht an eine Person, die zum Beispiel gerade liebevoll für einem gekocht hat… gefolgt von einem in sich zurückziehen. Ein Erstarren. Ein Verstummen, ein Abspalten, ja sogar ein Dissoziieren kann die Folge sein - das alles ist in solchen Momenten viel besser als dem Druck nachzugeben. Warum? Weil es in der Vorstellung sehr gefährlich werden könnte.
Ein Teufelskreis.
Das tönt jetzt vielleicht etwas Dramatisch…? Ja, in einem akuten Moment können es Betroffene genau so erleben!
Das Gegenüber muss in solchen Momenten sehr viel Verständnis aufbringen können. Sofern es überhaupt weiss um was es geht.
Strategien wie zum Beispiel, den Ort zu wechseln, oder die Geräusche übertönen, können kurzfristig helfen. Manchmal reichen aber auch schon die Kaubewegungen.
Da wird bei den Betroffenen etwas aus dem tiefsten Innern auf das gegenüber projiziert.
Mann kann vieles aushalten. Die Frage ist nur wie lange…
Ich selber habe es in akuten Phasen jeweils so formuliert:
«Irgendwann bricht «es» mir mein Genick».
Dieser Gedanke ist nicht schön.
Ich bin seit vielen Jahren am forschen, mit mir und mit meiner Misophonie.
Mein «Genick» ist zum Glück nicht gebrochen. Von anderen Betroffenen lese ich immer wieder von viel Resignation. In Foren wird berichtet man habe dies oder das probiert und es habe nix gebracht. Andere probieren es dann erst gar nicht. Dieser Umstand hat mich zu diesem Text motiviert. Er soll Betroffenen Mut machen.
Es darf ruhiger werden.
Die tiefen Ursachen sind nach meiner Erfahrung so individuell wie wir Menschen verschieden sind.
Es gibt also keine Patentlösung. Es braucht viel Zuversicht, viel Selbstliebe und den Wunsch auf Veränderung. Und es braucht wohl auch eine Beharrlichkeit. Manchmal vielleicht sogar über Jahre. Es ist ein Prozess.
Es kommt von irgendwo her - also darf es auch wieder da hin zurück.
Ist es tatsächlich ein Defekt im Hirn (das hab ich mal so gelesen)? Ist es genetisch oder evolutionär bedingt? Ist es ein Ausdruck von einem Traumata? Kommt es aus der Ahnenreihe oder vielleicht aus einem früheren Leben? Oder ist es ein Neuzeit-Phänomen, welches unsere westliche Gesellschaft wie ein Virus langsam befällt, weil viele Menschen mit der Geschwindigkeit und/oder den Umwelteinflüssen überfordert sind? Eine Mischung aus allem?
Ich weiss es nicht.
Ich kann aber sagen, bei mir ist «es» ein gutes, grosses Stück ruhiger geworden.
Ein Schlüssel für mich ist die Selbstliebe und eine tiefe Ehrlichkeit mit mir selbst.
Eine Frage kann sein: Lebe ich mein eigenes Leben? Oder gibt es Bereiche bei denen ich mich wiederholt übergehe?
Ich musste mir eingestehen, dass ich mich in vielen Situationen immer wieder selbst übergangen habe. Das ich mein Tempo immer und immer wieder den anderen angepasst habe. Und das obwohl ich spürte, dass es nicht meines ist. Das hat viel mit meinen Prägungen und der Art wie ich sozialisiert wurde zu tun. Und natürlich auch mit den Strategien die ich mir selbst angeeignet habe. Seit ich mir erlaube vieles anders zu machen ist die Misophonie leiser geworden.
Konkret war und ist es bei mir eine Forschungsreise über den Körper. Dieses Wunder der Natur annehmen und schätzen lernen. Achtsame Berührungen auf physischer und energetischer Ebene zulassen und weiter schenken. Mich mit meiner Herkunft in der Tiefe versöhnen und Verstrickungen in der Ahnenreihe lösen. Mich meinem inneren Kind zuwenden und meine Wutkraft durchs Herz kanalisieren. Schritt für Schritt und Schicht für Schicht wie bei einer Zwiebel. Wertvoll für mich ist auch das Wissen aus dem HumanDesign welches mir viel von dem bestätigt, was mein System in der Tiefe eigentlich schon lange weiss.
Die Misophonie fühlt sich an, wie eine zähflüssige, dicke Schicht - Wie eine Stellvertretung, die auf etwas aufmerksam machen will… Sie möchte gesehen- und langsam in den Arm genommen werden. Dagegen zu kämpfen, bringt nach meiner Erfahrung nichts. Sie ist immer stärker und nährt sich aus der Wut die man gegen sie richtet.
Allen direkt und indirekt betroffenen Menschen wünsche ich viel Mut, Selbstliebe, Beharrlichkeit und Zuversicht auf der Reise zu sich selbst.
Herzlichst
Manuel
Seit gefühlt 45 Jahren mit der Misophonie unterwegs, Seit ca.15 Jahren am forschen mit ihr - an mir.
Collage «Misophonie» von Manuel
ps. Übrigens, «zusammenreissen» geht im grunde gar nicht.
Für Misophoniker*innen und indirekt Betroffene.
Ein Begriff der «neueren Zeit».
Ein Begriff, den ich per «Zufall» vor ca. 15 Jahren in einem Radiobericht hörte.
Ein Wort welches dem, was sich zu jener Zeit schon lange in meiner Innenwelt zutrug, einen Namen gab.
Dieses Wort lies mich wissen, dass ich doch nicht der einzige komische Mensch auf dem Planeten bin, der sich mit diesem «Problem» rumschlägt.
Eine Therapeutin nannte es eine «Behinderung». Soll und darf man das so benennen?
Es ist ja «aushaltbar» - nicht so schlimm…
Es schränkt mich ja nicht wirklich ein? Oder? Ich kann mich ja «zusammenreissen». Oder?
Mit solchen und ähnlichen Gedanken, begeben wir uns in einen «nebligen Dunst» und nehmen uns selbst nicht mehr ernst…
«zusammenreissen»
Das erzeugt über die Jahre einen Druck. Meist gepaart mit inneren Widerständen und Glaubenssätzen. Das kann ganz subtil und unbewusst geschehen.
Irgendwo muss dieser Überdruck wieder raus. Das ist ein Naturgesetz.
Misophonie bedeutet knapp übersetzt: «Hass auf Geräusche»
Es ist noch wenig erforscht. Aber immer mehr Menschen berichten davon.
Misophonie kann verschiedene Formen annehmen. Der Versuch es zu Beschreiben löst bei nicht Betroffenen oft ein Schulterzucken aus:
«Unangenehme Geräusche stören mich manchmal auch, aber…»
Verständlich. Ich kann ja auch nicht wissen, wie es im Innern meines Gegenübers ausschaut.
Die Misophonie kann gnadenlos sein. Sie lauert den Betroffenen, wie früher der Säbelzahntiger hinter einem Felsen auf und fällt diesen gnadenlos an.
Was kann man in so einem Fall tun?
Kämpfen, flüchten oder tot stellen. Die bekannten Reaktionen…
Oder eben…ZUSAMMENREISSEN und AUSHALTEN…?!
Misophonie - Wird auch als «Wut im Ohr» bezeichnet.
«Es zeigt sich typischerweise bei Alltagsgeräuschen wie Kauen, Schlucken, Atmen, Schniefen, Tippen auf Tastaturen oder das Klicken von Kugelschreibern, die sehr starke Gefühle von Wut, Frustration, Ärger oder Angst auslösen können».
Quelle: Das Internet.
Es geht für Betroffene um den inneren Kampf mit der Misophonie. Den Kampf gegen Symtome die der Körper macht. Das ist bei vielen verschiedenen Symptomen von verschiedenen Krankheiten so.
Man kann auch sagen, es geht um den eigenen inneren Kleinkrieg, der auch nach aussen grosse Auswirkungen haben kann.
Was ist das «Thema» hinter dem «Problem» welches sich als Symptom zeigt?
Die Symptome, wie ich sie auch kenne sind:
Ein zusammenziehen des inneren Raumes. Es macht extrem Eng. Es ist ein Hyperfocus der nichts anderes mehr zulässt. Wie beim Dampfkochtopf wird der Druck immer grösser. Eine starke Kraft, eine hässlich verklebte, undefinierte Wut die aufsteigt. Sogar Mordfantasien können befeuert werden. Diese im Zaun zu halten ist für betroffene enorm anstrengend. Die Kehle zieht sich zu. Schmerz auf der Brust. Atemnot.
Was wenn es zu viel wird?
Dann kommt die Angst hinzu, dass die Kontrolle verloren gehen könnte. Man hat dann quasi Angst vor der Angst. Ein Klassiker!
Und dann… kommt als Ausdruck einer kleinen Entladung zum Beispiel ein böser Blick. Schwer beladen mit Verachtung und Hass… So einen Blick den man niemals losschicken möchte. Und schon gar nicht an eine Person, die zum Beispiel gerade liebevoll für einem gekocht hat… gefolgt von einem in sich zurückziehen. Ein Erstarren. Ein Verstummen, ein Abspalten, ja sogar ein Dissoziieren kann die Folge sein - das alles ist in solchen Momenten viel besser als dem Druck nachzugeben. Warum? Weil es in der Vorstellung sehr gefährlich werden könnte.
Ein Teufelskreis.
Das tönt jetzt vielleicht etwas Dramatisch…? Ja, in einem akuten Moment können es Betroffene genau so erleben!
Das Gegenüber muss in solchen Momenten sehr viel Verständnis aufbringen können. Sofern es überhaupt weiss um was es geht.
Strategien wie zum Beispiel, den Ort zu wechseln, oder die Geräusche übertönen, können kurzfristig helfen. Manchmal reichen aber auch schon die Kaubewegungen.
Da wird bei den Betroffenen etwas aus dem tiefsten Innern auf das gegenüber projiziert.
Mann kann vieles aushalten. Die Frage ist nur wie lange…
Ich selber habe es in akuten Phasen jeweils so formuliert:
«Irgendwann bricht «es» mir mein Genick».
Dieser Gedanke ist nicht schön.
Ich bin seit vielen Jahren am forschen, mit mir und mit meiner Misophonie.
Mein «Genick» ist zum Glück nicht gebrochen. Von anderen Betroffenen lese ich immer wieder von viel Resignation. In Foren wird berichtet man habe dies oder das probiert und es habe nix gebracht. Andere probieren es dann erst gar nicht. Dieser Umstand hat mich zu diesem Text motiviert. Er soll Betroffenen Mut machen.
Es darf ruhiger werden.
Die tiefen Ursachen sind nach meiner Erfahrung so individuell wie wir Menschen verschieden sind.
Es gibt also keine Patentlösung. Es braucht viel Zuversicht, viel Selbstliebe und den Wunsch auf Veränderung. Und es braucht wohl auch eine Beharrlichkeit. Manchmal vielleicht sogar über Jahre. Es ist ein Prozess.
Es kommt von irgendwo her - also darf es auch wieder da hin zurück.
Ist es tatsächlich ein Defekt im Hirn (das hab ich mal so gelesen)? Ist es genetisch oder evolutionär bedingt? Ist es ein Ausdruck von einem Traumata? Kommt es aus der Ahnenreihe oder vielleicht aus einem früheren Leben? Oder ist es ein Neuzeit-Phänomen, welches unsere westliche Gesellschaft wie ein Virus langsam befällt, weil viele Menschen mit der Geschwindigkeit und/oder den Umwelteinflüssen überfordert sind? Eine Mischung aus allem?
Ich weiss es nicht.
Ich kann aber sagen, bei mir ist «es» ein gutes, grosses Stück ruhiger geworden.
Ein Schlüssel für mich ist die Selbstliebe und eine tiefe Ehrlichkeit mit mir selbst.
Eine Frage kann sein: Lebe ich mein eigenes Leben? Oder gibt es Bereiche bei denen ich mich wiederholt übergehe?
Ich musste mir eingestehen, dass ich mich in vielen Situationen immer wieder selbst übergangen habe. Das ich mein Tempo immer und immer wieder den anderen angepasst habe. Und das obwohl ich spürte, dass es nicht meines ist. Das hat viel mit meinen Prägungen und der Art wie ich sozialisiert wurde zu tun. Und natürlich auch mit den Strategien die ich mir selbst angeeignet habe. Seit ich mir erlaube vieles anders zu machen ist die Misophonie leiser geworden.
Konkret war und ist es bei mir eine Forschungsreise über den Körper. Dieses Wunder der Natur annehmen und schätzen lernen. Achtsame Berührungen auf physischer und energetischer Ebene zulassen und weiter schenken. Mich mit meiner Herkunft in der Tiefe versöhnen und Verstrickungen in der Ahnenreihe lösen. Mich meinem inneren Kind zuwenden und meine Wutkraft durchs Herz kanalisieren. Schritt für Schritt und Schicht für Schicht wie bei einer Zwiebel. Wertvoll für mich ist auch das Wissen aus dem HumanDesign welches mir viel von dem bestätigt, was mein System in der Tiefe eigentlich schon lange weiss.
Die Misophonie fühlt sich an, wie eine zähflüssige, dicke Schicht - Wie eine Stellvertretung, die auf etwas aufmerksam machen will… Sie möchte gesehen- und langsam in den Arm genommen werden. Dagegen zu kämpfen, bringt nach meiner Erfahrung nichts. Sie ist immer stärker und nährt sich aus der Wut die man gegen sie richtet.
Allen direkt und indirekt betroffenen Menschen wünsche ich viel Mut, Selbstliebe, Beharrlichkeit und Zuversicht auf der Reise zu sich selbst.
Herzlichst
Manuel
Seit gefühlt 45 Jahren mit der Misophonie unterwegs, Seit ca.15 Jahren am forschen mit ihr - an mir.
Collage «Misophonie» von Manuel
ps. Übrigens, «zusammenreissen» geht im grunde gar nicht.
langsam reicht(s)
13/04/23 14:52
Gedanken von Manuel
Eine Freundin schenkte mir kürzlich eine Postkarte mit der Aufschrift «langsam reichts», das «s» ist durchgestrichen und eine Schnecke rundet das Bild ab. Beides passt gut in diese Zeit.
«Langsam reichts»: die alten Muster und Glaubenssätze, die ganz persönlichen aber auch die Gesellschaftlichen, dürfen den Fluss runter und ausgewaschen werden.
«Langsam reicht»: Das vorgegebene Tempo an welches wir uns so gewöhnt haben, darf in vielen Fällen gedrosselt werden.
Wie oft übergehen wir uns? Wie oft haben wir das (Bauch-)Gefühl, dass irgend etwas nicht ganz stimmig ist. Und dann? Was machen wir dann? Weiter machen! Kann ja wohl nicht so schlimm sein. Anderen gehts dreckiger, also tu nicht so oder etwas klarer: reiss dich zusammen! Ja, man findet immer welche, denen es schlechter geht.
Wie bei allem, ist es auch hier wichtig eine gute Balance zu finden. Den Fokus auf das Wesentliche und auf das mir Förderliche zu richten. Mit dauerndem wegdrücken der eigenen Gefühle ist es leider nicht mehr getan. Das verstärkt den Druck den wir eh schon «ungefragt und/oder unbewusst» mit uns herum tragen. Das führt, folge dessen, früher oder später zu einen Überdruck bis die Energie naturgemäss irgendwo einen Weg nach draussen findet. Manchmal platzt es unkontrolliert heraus, manchmal schleichend. Oft drückt es sich durch körperliche Symptome oder durch Aggression aus. Das ist ja nix Neues…
Kurz vor Ostern hatte ich einen Unfall. Einen Sturz. Bei Freunden zu Besuch wollte ich nach dem Essen meine Schuhe und Jacke für einen Waldspaziergang aus dem Bus holen.
Es lag etwas in der Luft. Mein innerer Druck, wie oben beschrieben, der sich immer mal wieder meldet. Ein alter bekannter Zustand den ich kenne, aber nur schwer in Worte fassen kann. Bei mir äussert sich das mit dem Gefühl, dass mein Nervenkostüm, mittlerweile gut spürbar, dünner und dünner wird. Ein Zustand von; ich müsste doch, aber ich kann nicht. Ein innerliches reissen von mehreren Seiten. Gerade auch deshalb freute mich auf den Wald. Weil ich aus Erfahrung weiss, dass die Bäume und der Duft des Waldes mein Nervensystem beruhigen und mir Kraft schenken.
Als ich mit der Jacke und den Schuhen in der Hand aus dem hinteren Teil von LeuLeo (so heisst mein Bus) aussteigen wollte, ging es sehr schnell. Der Boden unter meinen Füssen gab nach und es knallte. Im nächsten Moment spürte ich die vom Regen nasse Wiese in meinem Gesicht. Ein stechender Schmerz im Rücken welcher in den Körper ausstrahlt. Der Kopf - hellwach. Mein erster Gedanke: «Das ist jetzt gar nicht gut». Die Zeit steht in dem Moment still. Aufstehen geht nicht. Instinktiv versuche ich meine Finger und meine Füsse zu bewegen. Aufatmen. Es geht. Nur das Atmen geht kaum. Meine Lunge ist wie eingeklemmt. Langsam atmen. Ich weiss nicht wie lange ich auf der Erde lag. Irgendwann konnte ich mich aufrappeln und mich zum Haus schleppen. Auf dem Sofa liegend und von Claudia und dem befreundeten Paar umsorgt, fing mein Körper an den Schock raus zu zittern. Das kenne ich unter anderem von eindrücklichen Bildern aus der Tierwelt. Wie gut, dass das bei uns Menschen auch funktioniert. Als mein Arm dann langsam taub wurde, es sich für mich anfühlte, als würde ich ihn verlieren, war dann doch die Zeit für den Notarzt.
Jetzt, wenige Tage später, wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich vor allem dankbar. Dankbar, dass es das Leben gut mit mir meint. Das unsere Schulmedizin in solchen Fällen so schnell und zuverlässig funktioniert. Ein paar Stunden nachdem ich die Schwerkraft getestet hatte, ich mit Steissbein und Rücken auf die scharfe Metallkante knallte, wurden mit Röntgenbilder und Ultraschall innere Verletzungen und Brüche fürs erste ausgeschlossen. Und die Schmerzmittel lassen mich atmen, so dass Komplikationen in der Lunge durch ein zu flaches Atmen nicht zum Thema werden müssen.
Und jetzt? War das einfach ein doofer Unfall den man wegsteckt und danach so schnell wie möglich weiter macht? Es war ja nicht so schlimm.
Ich frage mich: Was genau ist dieser Zustand der da vor dem Sturz war, ich nenne es mal der Einfachheit halber «Druck» welcher uns aus der Mitte holt. Welcher uns unachtsam werden lässt. Ein Zustand der mir in meiner Körperarbeit von vielen Klient*innen, schon in vielen Facetten beschrieben wurde. Was steckt da alles drin.
Welche Bilder, wie etwas zu sein hat, macht uns zu Hamsterradläufer*innen und Wegdrücker*innen? Natürlich ist das bei jedem Menschen individuell und doch kennen sehr sehr viele dieses Gefühl. Und in dem drin haben wir viel Gemeinsames. Individuelles? Kollektives? Wohl beides.
Was ist das, was uns immer mal wieder auf dem sogenannten Schlauch stehen lässt? Und was ist die heutige Normalität - hier bei uns?
Mein Erleben ist, dass das was ich als normal gelernt habe immer abnormaler - und das sogenannte abnormale immer normaler wird.
Ich bin in den letzten Jahren zu einem «Lebenserforscher» geworden. Lange Zeit in meinen jüngeren Jahren hatte ich das Gefühl, ich sei der einzige «Honk» (wie es eine Freundin aus Deutschland sagen würde) auf diesem Planeten. Bis ich eines Tages einem Artikel begegnete der ein Symptom beschrieb welches ich auch kannte aber bis dahin mit niemandem teilte. Dieses Symptom hat sogar einen Namen: Misophonie. Später zeigten Tests unter anderem auch, dass ich mehrere Unverträglichkeiten habe, ein genetisch bedingt schlechter Entgifter bin, dass ich «sogenannt» hochsensibel sei und «neuerdings» habe ich auch ein ADS.
Dieses «faktische» Wissen erlebe ich als zweischneidiges Schwert. Einerseits entlastet es, andererseits fordert es mich noch mehr.
Die Frage was ist normal oder wie abnormal das Normale in unserer Gesellschaft geworden ist, treibt mich gerade um. Gefühle zulassen und sich somit auch verletzlich zeigen ist in unserer Gesellschaft, nach wie vor verbreitet, ein Tabu. Wir haben als Gesellschaft zig Jahre Patriarchat in den Knochen. Wir sind alles verletzte, traumatisierte Wesen die immer noch meinen stark sein, sei der einzige «richtige» Weg. Nicht nur, aber vor allem auch die Männer. Es braucht nicht starke Männer und starke Frauen. Es braucht gesunde Männer und gesunde Frauen und ja, gerne auch Mischformen. Wir sind eh alle auch beides. Und ja, das Wort «gesund» wie auch das Wort «stark» sollten wir, wie so vieles, neu abgleichen und klären.
Was bedeutet es für dich?
Und gerne eine weitere Frage in den Raum: Wie steht es um das Männliche und das Weibliche in dir drin? Wie stehst du zu ihnen und wie stehen sie zueinander? Was sind deine Bilder dazu?
Neues darf entstehen. Neues darf sein. Es geht nicht von heute auf morgen. Wir sind ja auch nicht erst seit gestern da wo wir sind.
Langsam reichts mit dem Alten.
Langsam reicht. Dafür liebevoll und nachhaltig. Jede*r in seinem ureigenen Tempo.
Danke für dein Interesse und für deine Zeit.
Wenn du mit Claudia und/oder mir das Leben weiter erforschen möchtest, dann lade ich dich ein unsere Angebote anzuschauen. Ich freue mich mit Kopf, Herz und Bauch auf deine Resonanz. https://www.bewegtewege.ch/aktuell.html
Manuel
Wandtafel in Ottenbach. Inspiriert von einer Postkarte. 13.4.2023 Manuel
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Eine Freundin schenkte mir kürzlich eine Postkarte mit der Aufschrift «langsam reichts», das «s» ist durchgestrichen und eine Schnecke rundet das Bild ab. Beides passt gut in diese Zeit.
«Langsam reichts»: die alten Muster und Glaubenssätze, die ganz persönlichen aber auch die Gesellschaftlichen, dürfen den Fluss runter und ausgewaschen werden.
«Langsam reicht»: Das vorgegebene Tempo an welches wir uns so gewöhnt haben, darf in vielen Fällen gedrosselt werden.
Wie oft übergehen wir uns? Wie oft haben wir das (Bauch-)Gefühl, dass irgend etwas nicht ganz stimmig ist. Und dann? Was machen wir dann? Weiter machen! Kann ja wohl nicht so schlimm sein. Anderen gehts dreckiger, also tu nicht so oder etwas klarer: reiss dich zusammen! Ja, man findet immer welche, denen es schlechter geht.
Wie bei allem, ist es auch hier wichtig eine gute Balance zu finden. Den Fokus auf das Wesentliche und auf das mir Förderliche zu richten. Mit dauerndem wegdrücken der eigenen Gefühle ist es leider nicht mehr getan. Das verstärkt den Druck den wir eh schon «ungefragt und/oder unbewusst» mit uns herum tragen. Das führt, folge dessen, früher oder später zu einen Überdruck bis die Energie naturgemäss irgendwo einen Weg nach draussen findet. Manchmal platzt es unkontrolliert heraus, manchmal schleichend. Oft drückt es sich durch körperliche Symptome oder durch Aggression aus. Das ist ja nix Neues…
Kurz vor Ostern hatte ich einen Unfall. Einen Sturz. Bei Freunden zu Besuch wollte ich nach dem Essen meine Schuhe und Jacke für einen Waldspaziergang aus dem Bus holen.
Es lag etwas in der Luft. Mein innerer Druck, wie oben beschrieben, der sich immer mal wieder meldet. Ein alter bekannter Zustand den ich kenne, aber nur schwer in Worte fassen kann. Bei mir äussert sich das mit dem Gefühl, dass mein Nervenkostüm, mittlerweile gut spürbar, dünner und dünner wird. Ein Zustand von; ich müsste doch, aber ich kann nicht. Ein innerliches reissen von mehreren Seiten. Gerade auch deshalb freute mich auf den Wald. Weil ich aus Erfahrung weiss, dass die Bäume und der Duft des Waldes mein Nervensystem beruhigen und mir Kraft schenken.
Als ich mit der Jacke und den Schuhen in der Hand aus dem hinteren Teil von LeuLeo (so heisst mein Bus) aussteigen wollte, ging es sehr schnell. Der Boden unter meinen Füssen gab nach und es knallte. Im nächsten Moment spürte ich die vom Regen nasse Wiese in meinem Gesicht. Ein stechender Schmerz im Rücken welcher in den Körper ausstrahlt. Der Kopf - hellwach. Mein erster Gedanke: «Das ist jetzt gar nicht gut». Die Zeit steht in dem Moment still. Aufstehen geht nicht. Instinktiv versuche ich meine Finger und meine Füsse zu bewegen. Aufatmen. Es geht. Nur das Atmen geht kaum. Meine Lunge ist wie eingeklemmt. Langsam atmen. Ich weiss nicht wie lange ich auf der Erde lag. Irgendwann konnte ich mich aufrappeln und mich zum Haus schleppen. Auf dem Sofa liegend und von Claudia und dem befreundeten Paar umsorgt, fing mein Körper an den Schock raus zu zittern. Das kenne ich unter anderem von eindrücklichen Bildern aus der Tierwelt. Wie gut, dass das bei uns Menschen auch funktioniert. Als mein Arm dann langsam taub wurde, es sich für mich anfühlte, als würde ich ihn verlieren, war dann doch die Zeit für den Notarzt.
Jetzt, wenige Tage später, wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich vor allem dankbar. Dankbar, dass es das Leben gut mit mir meint. Das unsere Schulmedizin in solchen Fällen so schnell und zuverlässig funktioniert. Ein paar Stunden nachdem ich die Schwerkraft getestet hatte, ich mit Steissbein und Rücken auf die scharfe Metallkante knallte, wurden mit Röntgenbilder und Ultraschall innere Verletzungen und Brüche fürs erste ausgeschlossen. Und die Schmerzmittel lassen mich atmen, so dass Komplikationen in der Lunge durch ein zu flaches Atmen nicht zum Thema werden müssen.
Und jetzt? War das einfach ein doofer Unfall den man wegsteckt und danach so schnell wie möglich weiter macht? Es war ja nicht so schlimm.
Ich frage mich: Was genau ist dieser Zustand der da vor dem Sturz war, ich nenne es mal der Einfachheit halber «Druck» welcher uns aus der Mitte holt. Welcher uns unachtsam werden lässt. Ein Zustand der mir in meiner Körperarbeit von vielen Klient*innen, schon in vielen Facetten beschrieben wurde. Was steckt da alles drin.
Welche Bilder, wie etwas zu sein hat, macht uns zu Hamsterradläufer*innen und Wegdrücker*innen? Natürlich ist das bei jedem Menschen individuell und doch kennen sehr sehr viele dieses Gefühl. Und in dem drin haben wir viel Gemeinsames. Individuelles? Kollektives? Wohl beides.
Was ist das, was uns immer mal wieder auf dem sogenannten Schlauch stehen lässt? Und was ist die heutige Normalität - hier bei uns?
Mein Erleben ist, dass das was ich als normal gelernt habe immer abnormaler - und das sogenannte abnormale immer normaler wird.
Ich bin in den letzten Jahren zu einem «Lebenserforscher» geworden. Lange Zeit in meinen jüngeren Jahren hatte ich das Gefühl, ich sei der einzige «Honk» (wie es eine Freundin aus Deutschland sagen würde) auf diesem Planeten. Bis ich eines Tages einem Artikel begegnete der ein Symptom beschrieb welches ich auch kannte aber bis dahin mit niemandem teilte. Dieses Symptom hat sogar einen Namen: Misophonie. Später zeigten Tests unter anderem auch, dass ich mehrere Unverträglichkeiten habe, ein genetisch bedingt schlechter Entgifter bin, dass ich «sogenannt» hochsensibel sei und «neuerdings» habe ich auch ein ADS.
Dieses «faktische» Wissen erlebe ich als zweischneidiges Schwert. Einerseits entlastet es, andererseits fordert es mich noch mehr.
Die Frage was ist normal oder wie abnormal das Normale in unserer Gesellschaft geworden ist, treibt mich gerade um. Gefühle zulassen und sich somit auch verletzlich zeigen ist in unserer Gesellschaft, nach wie vor verbreitet, ein Tabu. Wir haben als Gesellschaft zig Jahre Patriarchat in den Knochen. Wir sind alles verletzte, traumatisierte Wesen die immer noch meinen stark sein, sei der einzige «richtige» Weg. Nicht nur, aber vor allem auch die Männer. Es braucht nicht starke Männer und starke Frauen. Es braucht gesunde Männer und gesunde Frauen und ja, gerne auch Mischformen. Wir sind eh alle auch beides. Und ja, das Wort «gesund» wie auch das Wort «stark» sollten wir, wie so vieles, neu abgleichen und klären.
Was bedeutet es für dich?
Und gerne eine weitere Frage in den Raum: Wie steht es um das Männliche und das Weibliche in dir drin? Wie stehst du zu ihnen und wie stehen sie zueinander? Was sind deine Bilder dazu?
Neues darf entstehen. Neues darf sein. Es geht nicht von heute auf morgen. Wir sind ja auch nicht erst seit gestern da wo wir sind.
Langsam reichts mit dem Alten.
Langsam reicht. Dafür liebevoll und nachhaltig. Jede*r in seinem ureigenen Tempo.
Danke für dein Interesse und für deine Zeit.
Wenn du mit Claudia und/oder mir das Leben weiter erforschen möchtest, dann lade ich dich ein unsere Angebote anzuschauen. Ich freue mich mit Kopf, Herz und Bauch auf deine Resonanz. https://www.bewegtewege.ch/aktuell.html
Manuel
Wandtafel in Ottenbach. Inspiriert von einer Postkarte. 13.4.2023 Manuel
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